Die Geschichte der städtischen Kunstsammlung
Bereits im 1869 gegründeten »Verein für Geschichte und Topographie Dresdens« und seiner Umgebung wurden Kunstwerke mit stadtgeschichtlichem Bezug gesammelt. Einen Schwerpunkt bildeten Porträts bedeutender Persönlichkeiten, weiterhin Ansichten der Stadt sowie Landschaftsbilder der Umgebung. Mit dem Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt, der von 1919 bis 1923 Direktor der Städtischen Sammlungen war, begann die Sammlung zeitgenössischer Kunst aus Dresden. Schmidt erwarb unter anderem Arbeiten von Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix, Oskar Kokoschka, Lasar Segall und Kurt Schwitters. Im Zuge der Aktion »Entartete Kunst« wurden 1937 fast 500 Werke der Sammlung beschlagnahmt. Der größte Teil dieser Kunstschätze gilt bis heute als verschollen, nur wenige Werke gelangten später in bedeutende nationale und internationale Museen. Während des Krieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit gingen weitere wichtige Kunstwerke verloren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der städtische Kunstbestand in das »Institut und Museum für Geschichte der Stadt Dresden« integriert, das 1990 in Stadtmuseum Dresden umbenannt wurde und sich vorrangig der Erforschung der Stadtgeschichte widmete. Im Jahr 2000 beschloss der Dresdner Stadtrat die Gründung eines städtischen Kunstmuseums. Parallel dazu entstand ein Förderverein, der am 1. Juni 2002 die Gründung der Städtischen Galerie Dresden feiern konnte. Die Städtische Galerie eröffnete am 2. Juli 2005 ihre Ausstellungsräume in der ersten Etage im Landhaus. Seither widmet sie sich als Kunstmuseum der sächsischen Landeshauptstadt der Geschichte und Gegenwart der Kunst aus Dresden und der Region.
Provenienzforschung
Entsprechend den in der Washingtoner Erklärung von 1998 fixierten Prinzipien (mit dem Ziel der Identifikation von durch den Nationalsozialismus beschlagnahmten Kunstwerken) wird die Herkunft der Sammlungsbestände der Städtischen Galerie systematisch erforscht.
Einige während der DDR-Zeit enteignete Kunstwerke konnte schon in den 1990er Jahren aufgrund entsprechender Anträge den rechtmäßigen Eigentümern zurückerstattet werden.
2007 bis 2009 wurden in einem Forschungsprojekt die 1945 verschollenen Bestandsinventare durch Recherche in Archivakten, Auslagerungslisten und Vermerken auf den Kunstwerken rekonstruiert. Mit der Unterstützung der Berliner Arbeitsstelle für Provenienzrecherche am Institut für Museumsforschung wurde 2009/10 systematisch nach der Herkunft aller bis 1945 erworbenen Werke recherchiert. Dabei konnten Informationen zu insgesamt 4865 Kunstobjekten zusammengetragen werden. Dabei konnten die Provenienzen für 425 Gemälde, 1414 Zeichnungen und Aquarelle, 683 druckgrafische Arbeiten sowie 61 plastische Objekte nachgewiesen bzw. mit schlüssigen Indizien belegt werden. Außerdem wurden Informationen zur Herkunft für 1095 im Zweiten Weltkrieg verlorene Kunstwerke gefunden. Auf dieser Grundlage erfolgte der Eintrag von Suchmeldungen in die Datenbank lostart.
In einem Folgeprojekt sollen weitere Provenienzen der Vorkriegserwerbungen sowie Ankäufe und Zuweisungen von Kunstwerken in der Zeit nach 1945 geklärt werden. Allein zwischen 1945 und 1969 wurden etwa 1700 vor 1940 entstandene Werke nicht direkt von den Künstlerinnen und Künstlern oder aus deren Nachlässen erworben. Teils handelt es sich um Ankäufe aus Privatbesitz, teils um Zuweisungen staatlicher Organe.
Literaturtipp
- Johannes Schmidt: Künstler, Kunst und Kunsterwerb. Die städtische Kunstsammlung in den Jahren 1924 bis 1933. In: Dresdner Geschichtsbuch. Hrsg. vom Stadtmuseum Dresden. Altenburg 2007, Bd. 12, S. 181–202.
- Johannes Schmidt: »Deutsche« statt moderner Kunst. Kunst in Dresden und die städtische Kunstsammlung in den Jahren 1933 bis 1935. In: Dresdner Geschichtsbuch. Hrsg. vom Stadtmuseum Dresden. Altenburg 2008, Bd. 13, S. 191–218.
- Johannes Schmidt: Zwischen Künstlerförderung, Auftragskunst und Stadtdokumentation. Die städtische Kunstsammlung nach 1945. In: Dresdner Geschichtsbuch. Hrsg. vom Stadtmuseum Dresden. Altenburg 2011, Bd. 16, S. 208–232.