Nadine Wölk ist Bildjägerin. In ihrem mobilen Handyarchiv finden sich knapp 50.000 Fotos. Darin fängt sie urbane Alltagsszenen und Schriftzüge ein, besonders gern bei Nacht; es finden sich aber auch zahlreiche Screenshots darunter. Aus diesem Fundus wählt die Künstlerin Aufnahmen aus, fragmentiert, schärft und verunklart, kombiniert, verschiebt und montiert, um das Gesehene in Grafit- und Kugelschreiber-Zeichnungen sowie in Gemälden zu Neuem zu formen. In ihren Werken ahmt sie also die Stilistik eines ungeschminkten Schnappschusses nur nach – kunstvoll arrangiert. Damit entfernt sich Nadine Wölk vom Originalfoto und hinterfragt zugleich die Erinnerung an Ort, Personen, Stimmung, Geräusche und Gerüche, die in einem Bild scheinbar mittransportiert werden.
Als stünde Nadine Wölk in der Tradition des »Film noir«, leben ihre Arbeiten durch starke Hell-Dunkel-Kontraste aller Schattierungen, jene Grauzonen, die das Leben von Nachtschwärmer in ihrem urbanen Sein umgeben: Essensreste, Hunde, Polizisten, Trainingsanzüge, Raucher, Vermummte, Mützen, Autos – Zutaten unserer Lebenswelt, deren Realität wir besser immer in Zweifel ziehen sollten. Alles nur geträumt?