Irena Rabinowicz (1900 – 1979) zählte zu den ersten weiblichen Studierenden an der Dresdner Kunstakademie und erlangte durch ihre Porträtmalerei rasch Anerkennung im Dresdner Kunstbetrieb. Ihre vielversprechende Entwicklung fand 1933 ein abruptes Ende: Als Jüdin verlor sie sämtliche künstlerische Wirkungsmöglichkeiten, und lediglich ihre sogenannte »Mischehe« bewahrte sie vor dem Schlimmsten.
Die von ihr nach 1945 geschaffenen Bildnisse bieten einen Querschnitt durch die Dresdner Gesellschaft. Die Ausstellung widmet sich dem Werk der Künstlerin Irena Rabinowicz und präsentiert die bewegte Geschichte ihres Lebens. Begleitend erscheint ein Katalogbuch im Sandstein Verlag. Das Projekt wird unterstützt vom Förderprogramm »Jüdisches Leben in Kunst und Kultur« der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Etablierte Bildnismalerin
Irena Rabinowicz wurde 1900 als Tochter einer bürgerlichen jüdischen Familie geboren. 1919 gehörte sie zu den ersten angehenden Malerinnen, die an der Dresdner Kunstakademie studieren durften. Als Ateliernachbarin von Otto Dix und Otto Griebel erlebte sie hautnah die fieberhaften künstlerischen Aktivitäten der ersten Nachkriegsjahre mit und lernte den Maler Hubert Rüther kennen, den sie 1921 heiratete. Dem Paar gelang es, im Laufe des folgenden Jahrzehnts einen wichtigen Platz in der Dresdner Kunstszene zu erringen. Während Hubert Rüther vor allem Landschaften malte und Kunst am Bau gestaltete, etablierte sich Irena Rüther-Rabinowicz schnell als Bildnismalerin. Ihr kulturelles Interesse wird anhand der von ihr porträtierten Personen deutlich – neben Künstlerkollegen waren dies vor allem Prominente aus dem Kunst- und Musikleben der Stadt.
Künstlerin & Jüdin
Unabhängig von ihrer Kunst lebte die Malerin einen selbstbestimmten, für ihre Zeit sehr progressiven Lebensstil. Sie stand für Künstlerkollegen Modell, ging mit ihrem Freund und Mentor Fritz Hofmann-Juan auf Reisen, widmete sich dem Reitsport und trat als Dressurreiterin im Zirkus auf. Dies alles endete abrupt im Jahr 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten.
Irena Rabinowicz verlor ihre Mitgliedschaften in Künstlerverbänden und Reichskulturkammer und bald stellte auch keine private Galerie mehr ihre Werke aus. Bis Anfang 1945 überstand sie die bis zur Zwangsarbeit reichenden Repressalien. Im Februar 1945 verhinderten nur die Bombenangriffe auf Dresden ihre vorgesehen gewesene Deportation.
Neuanfang
Nach 1945 begann für die Künstlerin ein neues, wenn auch ebenfalls nicht unproblematisches Leben. Sie fügte sich in die gesellschaftlichen Entwicklungen und genoss als Verfolgte des Naziregimes sogar gewisse Privilegien. Diese Stellung nutzte sie jedoch nach der kulturpolitischen Hysterie der frühen 1950er Jahre nur noch sehr zurückhaltend. Sie blieb ihren künstlerischen Interessen treu und porträtierte weiter Personen aus dem Dresdner Kultur- und Geistesleben. Bis Anfang der 1970er Jahre schuf sie eine regelrechte Bildnisgalerie Dresdner Persönlichkeiten. Mit ihrem Lebenslauf ist sie ebenso wie mit den durch ihre Porträts festgehaltenen Kontakten im wahrsten Sinne des Wortes eine Jahrhundertzeugin.
Zu Ausstellung und Katalog
Die Präsentation ihrer Werke und der Versuch der Rekonstruktion ihrer Biografie soll eine Lücke in der Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt Dresden schließen.
Ein Begleitbuch zur Ausstellung in deutscher und englischer Sprache erscheint im Sandstein Verlag (34 €, während der Ausstellung im Museumsshop 28 € / ISBN 978-3-95498-799-3).